Stiftungspartner vorgestellt: Martius-Staden-Institut São Paulo

Das 1938 in Brasiliens Metropole São Paulo gegründete Martius-Staden-Institut in ist eine kulturelle, gemeinnützige Einrichtung, die von der Visconde de Porto Seguro Stiftung getragen wird. Der Name des Instituts geht auf Hans Staden und den 1794 in Erlangen geborenen Naturforscher Carl Friedrich Philipp von Martius zurück. Hans Staden war der Erste, der 1557 ein Buch in deutscher Sprache über Brasilien veröffentlichte. Es wurde zu einem Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Der 1794 in Erlangen geborene Naturforscher, Botaniker und Ethnograph von Martius bereiste von 1817 bis 1820 gemeinsam mit dem Zoologen Johann Baptist von Spix im Auftrag des bayerischen Königs Maximilian I. Brasilien, um das Land wissenschaftlich zu erforschen. Diese wohl berühmteste Brasilien-Expedition des 19. Jahrhunderts war ein großer Erfolg.
Das Martius-Staden-Institut setzt sich dafür ein, die Traditionen und die Geschichte der deutschsprachigen Kultur in Brasilien zu bewahren und in den zeitgenössischen Kontext zu integrieren. Ziel ist es, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander zu verbinden und so zur Stärkung der kulturellen Beziehungen zwischen Brasilien und den deutschsprachigen Ländern beizutragen. Zu diesem Zweck fördert das Institut den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch durch Veranstaltungen, die sich vor allem mit der Migrationsgeschichte aus dem deutschsprachigen Raum nach Brasilien und Lateinamerika befassen. Zu seinen Aktivitäten und Projekten zählen regelmäßige Publikationen, Konzerte, Vorträge und Wanderausstellungen sowie monatliche Interviews mit deutsch-brasilianischen Persönlichkeiten.
Das Archiv des Martius-Staden-Instituts gehört zu den größten Migrationsarchiven in Lateinamerika und gilt als bedeutende Referenz im Bereich der Familienforschung. Bestandteil ist auch eine Spezialbibliothek zur deutschsprachigen Einwanderung nach Brasilien. Die Bibliothek umfasst über 15.000 Bände, darunter historische Reiseberichte, Tagebücher, Memoiren, Sachbücher, literarische und genealogische Werke. Ein besonderes Highlight bilden 170 didaktische Schulbücher, die in den ehemaligen deutschen Kolonieschulen – vor allem im Süden Brasiliens – verwendet wurden.
Im Archiv des Martius-Staden-Instituts befinden sich über 200.000 historische Dokumente – darunter Fotografien, Landkarten, Reisepässe, Tagebücher, Zeitungsartikel und Briefe. Zudem enthält das Archiv Originaldokumente und Schriften bedeutender Persönlichkeiten wie Dr. Hermann Blumenau, Fritz Müller und Carl Friedrich Philipp von Martius. Dazu zählen beispielsweise das Jugendtagebuch von Martius, Gedichte der Familie Müller aus Blumenau sowie Briefe und kleinere Schriften von Dr. Blumenau.
Zudem enthält die Sammlung 70 verschiedene Zeitungen, die in deutscher Sprache in Brasilien erschienen sind, darunter Germania, Deutsche Zeitung und Brasil-Post – alle aus dem Bundesstaat São Paulo. Über 1.500 verschiedene Zeitschriften in deutscher und portugiesischer Sprache ergänzen den Bestand. Besonders hervorzuheben sind dabei die sogenannten Kalender (auch Jahrbücher oder Almanache), die jährlich für die deutschsprachige Gemeinde herausgegeben wurden. Sie decken alle Bereiche des Alltagslebens ab, wie Religion, Bildung, Unterhaltung, Haushalt und Landwirtschaft – ein wertvoller Bestandteil der deutsch-brasilianischen Kulturgeschichte.
Mehr unter www.martiusstaden.org.br
Siehe auch: Blumenau-Niesel-Stiftung und Instituto Martius-Staden vereinbaren Zusammenarbeit-